Auf geht’s!
Das habe ich zu mir gesagt, nachdem ich die Idee für carepress hatte. Zwar war die Idee noch nicht sehr ausgereift und in allen Einzelheiten durchdacht, aber ich glaubte an das Potential. Der Glaube allein reicht jedoch nicht für ein funktionierendes Business.
Ich wollte also nicht lange überlegen und kalkulieren und mit unzähligen Leuten darüber sprechen.
Stattdessen wollte ich einfach anfangen und ausprobieren. Einfälle und Ideen direkt am Markt testen.
Ich habe mich also dafür entschieden mein Projekt nach der Lean Startup Methode durchzuziehen.
Nicht reden, machen!
Was genau ist denn ein Lean Startup?
Im bisherigen Verlauf habe ich jetzt schon einige Male über den Lean Startup Ansatz gesprochen. Den Meisten dürfte die Methode bekannt sein. Zum Verständnis meines LiveStartup & des Lean Startup Diary werde ich trotzdem kurz die Prinzipien der Methode erklären. Damit wirklich jeder weiß was hier abgeht.
Der Ursprung des Ganzen ist das Lean Management aus der Automobilproduktion bei Toyota. Die Grundidee dabei ist, dass du jegliche Form der Verschwendung vermeidest. Alles was nicht direkt zur Wertschöpfung beiträgt ist somit überflüssig und muss vermieden werden.
Diesen Management Ansatz hat einige Jahre später der Gründer & Entrepreneur Eric Ries auf Startups adaptiert. Seine erfolgreiche Philosophie hat er dann im Buch ‚The Lean Startup‘ veröffentlicht. Eric’s Philosophie ist mittlerweile zu einer globalen Bewegung geworden und viele Unternehmen wurden danach schon gegründet und handeln heute danach.
Es gibt davon sogar Weiterentwicklungen oder darauf aufbauende Ansätze. In dem Buch ‘The Ultralight Startup: Launching a Startup without Clout or Capital’ beschreibt Jason L. Baptiste seinen Weg der Gründung. Während ‚The Lean Startup‘ mehr das strategische Konzept beschreibt, ist ‚The Ultralight Startup‘ mehr ein How-To zur schnellen Gründung. Näheres über das Buch kannst du auch in meiner Buchvorstellung lesen.
Lean Startups versuchen also jegliche Form der Verschwendung zu vermeiden. Egal ob Zeit, Geld, Ressourcen, Material, Überlegungen, Kaffee … Und möglichst schnell am Markt die Idee zu testen und Feedback zu sammeln.
Eine Idee wird also nicht erst lange mehrfach betrachtet und dann ewig ein Konzept erarbeitet und dabei viel Zeit und Geld investiert. Stattdessen wird eine Idee mit einem ersten groben Konzept am Markt getestet. Hier hat sich das MVP, das minimum viable product, zu deutsch etwa mindestfunktionfähiges Produkt, etabliert.
Das MVP muss nicht toll und sexy sein. Das wäre sogar schon wieder Verschwendung von Ressourcen. Es muss einfach nur funktionieren (für den Kunden Mehrwert liefern) und die Kernidee rüber bringen.
Der LinkedIn Co-Founder Reid Hoffmann brachte das gut auf den Punkt:
Wenn dir dein MVP nicht peinlich ist, warst du nicht schnell genug. Share on XWahrscheinlich muss mit dem MVP im Hintergrund alles stupide manuell abgearbeitet werden. Aber das ist völlig egal. Denn wenn es was zum abarbeiten gibt, sieht man immerhin das Interesse an der Idee. Jetzt wird auch so viel Feedback wie möglich von den Interessenten gesammelt.
Nach einiger Zeit wird dann der Erfolg/das Interesse an der Idee gemessen. Lohnt sich das Weitermachen? Falls nicht, bedeutet das die radikale Überarbeitung der Idee oder den Abbruch! Falls ja, Feedback auswerten und Produkt anpassen. Das geht so lange bis die Marktreife erreicht ist.
Das Tolle daran ist, dass im Idealfall mit dem MVP schon Umsätze eingefahren werden. Und das ist auch einer der großen Unterschiede zu klassisch handelnden Unternehmen.
Logisch, dass Lean Startups dann schneller am Markt sein können. Und ein besser auf den Markt zugeschnittenes Produkt haben. Es wird höhere Qualität produziert.
Auf geht’s!
Jetzt aber genug mit dem theoretischen Gesabbel. Soll endlich losgehen. Will ja schließlich die Idee schnell am Markt testen!
Erstmal Zeit im Kalender freigeschaufelt. Kundentermine verschoben und Projektpläne geändert. Im Anflug von Überzeugung für die neue Idee und etwas Wahnsinn habe ich auch gleich einige Kundenanfragen abgelehnt. Wenn das mal hoffentlich nicht zu voreilig war…
Als nächstes habe ich mich hingesetzt und überlegt wie mein MVP aussehen könnte. Und was ich dafür benötige. Ich musste feststellen, dass selbst mein MVP etwas Entwicklungszeit in Anspruch nehmen wird. Das ist ganz normal denke ich. Kein MVP wird ohne Aufwand zu realisieren sein!
Trotzdem hatte ich da keinen Bock drauf! Ich wollte nicht mal hier eventuell Ressourcen verschwenden!
Mein erster Test meiner Idee sollte aus einer Landingpage bestehen welche das potentielle Produkt kurz erklärt. Das Interesse wollte ich mit der Möglichkeit zur Eintragung der E-Mail messen. Wer sich einträgt kommt früher in den Genuss der Leistungen, erhält eine intensive Betreuung und hat natürlich dadurch auch die Möglichkeit die Entwicklung des Produkts ein wenig nach seinen Vorstellungen zu gestalten.
Um das Ganze umsetzen zu können und später eine Basis zu haben, habe ich die passende Domain registriert, Webspace eingerichtet, WordPress installiert und die kleine Landingpage erstellt. Wie geplant enthielt diese nicht mehr als eine kurze Erklärung der Idee und die Möglichkeit zur Eintragung in die E-Mail Liste.
Der erste Schritt war getan. Jetzt hieß es erstmal etwas warten und schauen, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert…